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Warum der Girls‘ Day nicht funktioniert

  • von Brigitte Pawlitschek
  • 06 Mai, 2019

Ende April fand der Töchtertag statt; LinkedIn’s Timeline war voll von Eigenlob-Hymnen über die Employer Branding-Aktivität an diesem speziellen Tag. Ich selbst beobachte diese und viele andere Initiativen seit vielen Jahren und habe auch selbst an etlichen Aktivitäten und Studien zum Thema „Mädchen/Frauen in die Technik“ mitgewirkt. Und dennoch: Seit Beginn meines Engagements hat sich der weibliche Anteil an technischen Studien/Berufen nicht in dem Maß verbessert als es Aktionen dafür gegeben hat. Eine Abrechnung mit dem Töchtertag.

Lesen Sie drei Gründe, weshalb Girls‘ Day (GD)-Initiativen in der jetzigen Form als Teil erfolgreichen Personalmarketings nicht funktionieren:

1.  Mangelnde Identifikation: In 9 von 10 Unternehmen werden die GD-Inhalte von Männern präsentiert. Und das, obwohl wir wissen, dass für Frauen weibliche Role Models von entscheidender Wichtigkeit sind, wenn es um die Berufswahl geht. Worum geht es dabei? Um Identifikation, um nichts weniger. Mit einem „g’standenen Techniker“, so kompetent dieser sein mag, kann eine Frau zu Beginn ihres Berufslebens wenig anfangen. Da gibt es wenig Spiegelungsfläche. (Dieses Faktum, also die Vorherrschaft von männlichen Vortragenden, erklärt auch die Drop-Out-Rate von Frauen in den ersten Semestern bei technischen Berufen.) Die Lernmöglichkeiten, das weiß man aus der Pädagogik, werden massiv eingeschränkt, wenn es keine realen, keine authentischen Modelle gibt.

2.   Wortwahl: Nicht einmal erlebt – herablassende Wortwahl der (männlichen) Vortragenden. Es sind die kleinen Neben-Bemerkungen, die Halbsätze, die ins Unterbewusste dringen und (unbewusst) Abscheu hervorrufen. Beispiele gefällig? „Ich weiß jetzt nicht, ob Ihr das könnt…“, „…ob Euch das interessiert….“, „Ihr seid ja Mädchen…“. Das stärkt nicht. Das fördert nicht. Das schreckt ab. Gegenvorschlag: Frauen präsentieren lassen. Auch sie brauchen vorher ein Rhetorik-Training für den sensiblen Umgang mit Sprache, aber ihr Ausgangspunkt ist ein anderer. Sie sind einen Teil des Weges schon gegangen, vor dem das Publikum am GD steht. Je authentischer ein weibliches Role Model von seinem eigenen Werdegang berichtet, von tatsächlichen positiven Einflussfaktoren und vom Überwinden von Hürden, desto größer die Identifikation. Das stärkt und beeinflusst Berufswahl-Entscheidungen.


3.   Programm: Hierzu gibt es eine Reihe von Punkten, die oftmals vernachlässigt werden, nämlich, wenn es darum geht, junge, technisch interessierte Frauen durch einen spannenden Tag zu begleiten. So habe ich oftmals erlebt, dass es in der Früh kein herzliches Welcome gab und untertags oft die Gesprächspartner wechselten, je nachdem, wer im Unternehmen gerade Zeit und Lust hatte. Auch reine Powerpoint-Vorführungen motivieren nicht zum Mitmachen und in weiterer Folge nach Nachmachen/Eigenmachen-Wollen.

Es lohnt sich daher, punktgenau und akribisch in die Vorbereitung des GD zu investieren und dabei folgende Fragen zu beantworten:


- Wer präsentiert wann und was?

- Was können die Mädchen selbst machen? Hands-On ist gefragt!


- Wie wird der Tagesablauf an die Mädchen/jungen Frauen präsentiert, wie heißen wir sie willkommen, mit welchen

  Worten verabschieden wir sie?


- Was sollen sie konkret von diesem Tag in unserem Unternehmen mitnehmen?


Learning: Der Töchtertag ist keine oberflächliche PR-Aktion für Unternehmen, sich zu präsentieren. Es sollte im Unternehmen der ehrliche Wunsch vorhanden sein, Frauen für technische Berufe zu motivieren. Dann können PR und Employer Branding mit einer zielgerichteten Motivierung künftiger Mitarbeiterinnen erfolgreich Hand-in-Hand gehen.

Förderung: Zur Stärkung der Chancengleichheit von Frauen und Männern in vornehmlich technischen Berufen gibt es in Österreich großzügige Förderungen. Damit könnte etwa eine professionelle GD-Vorbereitung finanziert werden. Lesen Sie mehr hier: https://www.ffg.at/talente-femtech-karriere


Kontaktieren Sie mich für eine erste unverbindliche Evaluierung und Förderberatung:

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